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Festvortrag Wein Signe

Festvortrag zur Eröffnung des Bergbaumuseums des
Vereins “Heimatmuseum Goldkronach e.V.”
von Dr. Günter Dippold
vom 12. 3. 2004

Vor 220 Jahren, im Frühjahr 1784, reiste ein junger Theologe, der als Hauslehrer bei einer vornehmen Anbacher Familie diente, nach Bayreuth, um eine Anstellung als Pfarrer zu erlangen. Er wollte es den Eltern seiner Zöglinge nicht zumuten, sich um ihre Kinder zu kümmern, nahm sie mit sich und funktionierte seine Bewerbungsfahrt kurzerhand zu einer Bildungsreise um. “Nutzen (....) für Kopf, Herz und Gesundheit” sollten “die mir anvertrauten Jünglinge” daraus ziehen.
     Am 24. Tag der Reise fuhr die vierköpfige Gruppe, betreut vom Berghauptmann Karl von Bothmer, auf sumpfigen Straßen und  durch “gräuliche Hohlwege” von Bayreuth nach Goldkronach. Das Städtchen gefiel unserem Theologen- Johann Michael Füssel hieß er, nachmals Pfarrer von Gefrees. In gut aufklärerischer Manier erwartete er, daß jeder Flecken Lands genutzt werde, und Goldkronach genügte diesem Anspruch. “Die Berge sind so steil, daß man glauben sollte, sie wären nicht zu übersteigen, und doch sind sie in die fruchtbarsten Felder verwandelt. Wenn man den Bürger in der Höhe ackern (.....)  sieht, so fürchtet man, er möchte mit Ochsen und Pflug herunterstürzen. (...) Hat ja irgend eine Strecke in kein Feld umgeschaffen werden können, so ist sie gewiß mit guten Obstbäumen bepflanzt worden. (....) Einen so nahrhaften, so arbeitsamen Orte kann es aber auch an Wohlhabenden nicht fehlen. Die Einwohner (...) haben  ein behagliches, stattliches, etwas städtisches Aussehen, und man versicherte uns, daß der größte Theil wohlhabend sey. Ihre Häuser sind fast alle massiv, die Gassen größtentheils gerade, frey von Misthaufen und gut gepflastert.”
     Die  Kronach fiel füssel noch auf, die “mit einem entsetzlichen Gebrause” den Marktplatz durchzog, ansonsten bestimmte ganz der Bergbau seinen Blick auf Goldkronach, “Was (..) diesen Ort so bekannt machte, waren seine Gold- und Silbergruben (...). Am Rathaus sieht man noch das Wahrzeichen (...)  dieser verfallenen Fundgruben. Ein Löwe hält in seiner Klaue einen Laib Brot, der die Größe des Klumpen Goldes bezeichnen soll, das man wöchentlich gewann.” Dies lasse sich aber, setzte Füssel sogleich hinzu, “Historisch(....) nicht bestätigen”.
     Theoretisch wohl vorbereitet, wurden Füssel und seine drei jugendlichen Begleiter tags darauf bergmännisch ausstaffiert: “wir (...) zogen (...) dicke Hinterleder, Grubenküttel und Bergmannsmützen an,  unter denen noch die Ohren gegen die eindringende Feuchtigkeit durch eine leinerne Unterhaube gesichert wurde, (....) komisch und fremd stand uns die schmutzige Knappenkleidung”.
     Bei Goldmüh, in einem Tal von “wilden Schönheiten”, fuhr die Gesellschaft in die Fürstenzeche ein. “Nun  erst abgekühlt, und dann die Lichter angezündet! rief der Berghauptmann. (..) Das man mir nachrufe, wenn ich rufe, daß keiner auslösche, sonst möchten wir uns verlieren! Man bücke sich fleissig, damit man  sich nicht an den Kopf stoße, und sehe sorgfältig auf den schmalen Weg (...)! Nun Glückauf!”
     Geradezu kindlich schlicht schildert Füssel seine Eindrücke. “Ein ebener aber finsterer, langer und sehr  feuchter Stollen, der verschiedene Nebengänge hat, die alle zu tiefen Schacht führen, (...) man geht nur auf schmalen Brettern,die auf Querbalken liegen, damit das Wasser, welches in großen Tropfen  überall aus dem Gebürge schwitzt, und quillt, unter ihnen ablaufen kann. Der Stollen ist so eng, daß wir uns mit Mühe durchdrängten, und (..) so niedrig, daß wir nicht aufrecht gehen konnten. Immer mußten wir mit stark vorgeschobenen Knien, mit vorgebogenem Leib und eingezogenem Kopfe dem Führer nacheilen (...).  Wir alle klagten über große Müdigkeit, und die Knappen lachten; denn aus langer Gewohnheit fühlen sie (...) diese Schmerzen nicht mehr.”  Breite, höhere Strecken wechseln mit solchen, die auf allen Vieren passiert werden mußten, und endlich fand die Gruppe einen Knappen, den sie bei der mühseligen Arbeit beobachten konnte.
     Wieder am Tageslicht, trafen Füssel und seine Schüler Bergleute bei der Pause: Sie (...) aßen ihr trockenes Brod. Die armen Leute sahen alle todtenblaß aus. Man versicherte uns auch, es wäre ein seltenes Bayspiel, wenn einer das sechzigste Jahr erreichte. (...) Die Bergknappenfamilien haben zwar viele Vorrechte, in diesem Augenblick aber, da ich an die erschreckliche Masse von Felsen, unter dem wir anderthalb Stunden herumwanderten, an die Gefahren des einstürzenden Erdreichs, an ihr trockenes Brod und an ihre blasse Farbe dachte, konnte ich sie nicht für glücklich halten (...). Wir eilten nun wieder nach Baireuth zurück, um einem Kinderball (...) bayzuwohnen.”
Soweit der Bericht früher Bergbau-Touristen.
     Füssel und seine Schüler erkundeten nicht nur eine Grube, die noch in Betrieb war, sie ließen sich am Vorabend vom Leben der Bergleute erzählen, und sie besichtigten die Mineraliensammlung des Goldkronacher Oberbergsekretärs Johann Friedrich Ullmann; “ vollständig und gut geordnet” wirkte sie; noch besser und weit umfangreicher sei freilich die des Berghauptmanns von Bothmer.
Überhaupt konnte man in manchem Gelehrtenhaushalt zu Bayreuth solche Mineralienkabinette bewundern. So  trug - im aufklärerischen Bemühen, die Natur zu systematisierten und in ihren historischen Entwicklungsstufen zu verstehen - der Bayreuther Oberbergrat Otto Heinrich Tornesi, ein gebürtiger Goldkronacher, eine Kollektion von “ vielen instructiven Stücken aus den berühmtesten Bergwerken zusammen; in ihrem Zentrum stand eine breite Dokumentation der im Fichtelgebirge vorkommenden Gesteine, darunter gewiß Goldkronacher Stücke. Bereitwillig, beseelt vom zeittypischen Bemühen, die Mitmenschen zu belehren, zeigten und erläuterten die Besitzer ihre Schätze den Interessenten; Reisebeschreibungen legen davon Zeugnis ab.
     Solche bürgerlichen Privatsammlungen bilden, was oft übersehen wird, neben fürstlichen Kollektionen und  klösterlichen Kabinetten die Vorläufer moderner Museen. Manche Bestände wanderten geschlossen in eine größere Institution - auch die Sammlung des Goldkronachers Ullmann stand zum Verkauf -, und manches Museum geht gar auf solche privaten Kabinette zurück. Aus Sachspenden des Bayreuther Regierungsdirektors Georg Graf von Münster und andere Geber erwuchs ab 1833 die  Kreismineraliensammlung, das spätere Oberfränkische Erdgeschichtliche Museum, das heutige Urweltmuseum, und die von Karl Theodri, einem Juristen wie Münster, entdeckten Versteinerungen der Obermainregion sind als Petrefaktsammlungen in Banz weitgehend so erhalten, wie sie ihr Gründer zusammengestellt hatte.
     Diese beiden Museen entstanden, wie etliche andere, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nach den Umwälzungen der Napoleonischen Ära. Sie hießen Sammlung oder Kabinett; erst in der zweiten Hälfte  des 19. Jahrhunderts bürgerte sich der Terminus “Museum” für solche Einrichtungen ein. Die meisten widmeten sich der Naturgeschichte Zeugnisse, andere präsentierten Kunstwerke oder historische Kostbarkeiten.
     Ein neuer Typus von Museum entstand in unseren Breiten im beginnenden 20. Jahrhundert mit den Heimatmuseen, wie sie ab 1903 landauf, landab in Oberfranken entstanden - zunächst übrigens in Kleinstädten und Dörfern, während  die größten Städte, Bamberg und Bayreuth, hinterherhinkten.Bayreuth erhielt sein Heimatmuseum erst 1924, Bamberg gar 1938.
     Die Heimatmuseen kamen in der Ära der Industriealisierung auf, da manche Kommune ihr Gesicht veränderte, und sie wurden in dem Bemühen geboren, Ortstypisches zu retten und Erzeugnisse der sogenannten “Volkskunst” vor der “Verschleppung” im Antiquaritätshandel zu bewahren. Das Typische, das Spezielle wollte man bewahren, doch allzu oft, bei den jüngeren Heimatmuseen manchmal mehr noch als bei den älteren, allzu oft prägt beliebiges Ausstellungsgut die Schauräume: Dreschflegel und Butterfass, Schmiedehammer und Schusterwerkstatt.
     Zur unüberschaubaren Menge der Heimatmuseen, die verstärkt seit den 70er Jahren entstanden sind (und sie entstehen weiter), zur Menge dieser Heimatmuseen zählte auch das 1987 eröffnete “Heimatmuseum Goldkronach”. Und doch hatte es von Anfang an ein  eigenes Gepräge, ein besonderes Profil. Es besaß von vornherein einen klaren Schwerpunkt in der Geologie und in der Bergbaugeschichte. Das war ohne Zweifel das Verdienst vieler, und anstelle etlicher Anwesender will ich einen Verstorbenen nennen: den langjährigen ehrenamtlichen Museumsleiter und Vorsitzenden des Museumsvereins, Herrn Eberhard Arnold, der durch seine liebenswürdige Art eine bekannte und gern gesehene Persönlichkeit in der oberfränkischen Museumsszene war.

     Die Neukonzeption, die Umwandlung des Heimatmuseums zu einem Goldbergbaumuseum ist die konsequente Fortentwicklung, sie ist ein Fortschritt auf dem vor bald 20 Jahren eingeschlagenen Weg. Und dieser Schritt liegt im Trend; Bergbaumuseen haben Konjunktur. 2000 wurde das Bergbaumuseum Kupferberg eröffnet, in Stockheim wird ein Museum des Steinkohlebergbaus vorbereitet, und auch das schon seit 1981 bestehende, 1999 erheblich erweiterte Schiefermuseum Ludwigstadt ist unter die Bergbaumuseen zu zählen. Hinzu kommen mehrere Besucherbergwerke: der “Friedrich-Wilhelm-Stollen” in Lichtenberg, der “Gleißinger Fels” in Fichtelberg-Neubau, der Schieferbruch “Lothar-Heil” bei Geroldsgrün und last not least der “Schmutzler-Stollen” und der Mittlere Tagesstollen “Name- Gottes”, beide hier am Ort.

     Der Weg, den Goldkronach in seiner Museumspolitik eingeschlagen hat, ist richtig, weil das Museum sein Profil, das es von Anfang an besaß, weiter geschärft hat. Und dieses Profil entspricht der Stadt, paßt zu Goldkronach, schon dank des Stadtnamens, des Namens, der eine Entsprechung besitzt im nahen, aber einst fürstbischöflichen und daher ausländischen Kupferberg.

     Noch 1316 ist vom Dorf Kranach die Rede, schon 1314 wird hier eine Veste Goldeck genannt, in der wir wohl die örtliche Burg zu sehen haben, und die Stadtrechtsurkunde des Jahres 1365 sprach schon von Goldkronach.
     Diese Namensentwicklung, das Hinzutreten des Bestimmungswortes “Gold”, mag man mit Fug als Intitz für einen regelrechten “Goldrausch” um die Mitte des 14. Jahrhunderts werten. Freilich, die Informationen  sind sehr spärlich, unwillkürlich schweift die Fantasie, kommen einem Bilder aus dem amerikanischen Westen um Mitte des 19. Jahrhunderts in den Kopf. Waren Kronach, Weißer Main und Zoppaten nicht gleichsam der Klondyke des Spätmittelalters?
Man  mag die Verleihung des Stadtrechts an Goldkronach 1365 als fürstliches Instrument betrachten, ordnend und zugleich fördernd einzugreifen, und der Anspruch war, indem der Burggraf das Iglauer  Bergrecht als Vorbild wählte, weit gespannt. Die mährische Stadt mit ihrem rießigen marktplatz war immerhin eines der europäischen Montanzentren. Zugleich wußte der Landesherr darum, daß in Goldkronach möglicherweise nur ein strohfeuer loderte, und er wies vorsorglich an, welches Stadtrecht gelten solle, wenn die Goldgewinnung zum Erliegen komme.
Und tatsächlich scheint das frühe 15. Jahrhundeert Goldkronach einen Einbruch beschert haben. Die ältere Historiographie führt das auf den Hussiteneinfall des Jahres 1430 zurück; mehr Wahrscheinlichkeit haben freilich Übeerlegungen für sich, daß die leicht abbaubaren Lagetr erschöpft waren. Allerdings werden über die Frühzeit schwerlich präzise Erkenntnisse zu gewinnen sein, wenn nicht die Archäologie überraschend Neues ans Tageslicht bringt.
An Versuchen, den Bergbau wieder zu beleben, fehlte es bis ins frühe 20. Jahrundert nicht. Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg-Kulmbach bemühte sich, holte im 15. Jahrhundert offenbar privates Kapital, namentlich aus Nürnberg, nach Goldkronach, was seit langem durch die Forschungen von Wilhelm Neukam bestens bekannt ist.
Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach und Kulmbach erstrebte im 16. Jahrhundert technische Innovationen mit Hilfe böhmischer und sächsischer Fachkräfte, wie ja überhaupt das Bergwesen von hoher räumlicher Mobilität geprägt war. Unter Markgraf Georg Friedrich wurde 1570 am “Weißen Main” eine Goldmühle erbaut in der Hoffnung, zu einer wirkungsvolleren Aufbereitung des zu Tage geförderten Erzes zu kommen; freilich war die Einrichtung wenig dauerhaft, nur der Name blieb bei: “Goldmühl”.
Es folgte ein stetes Auf und Ab, ohne das Niveau der Frühzeit je erreicht worden wäre. Um diese buchstäblich goldene Zeit des Städtchens spannen sich  bald sagenhafte Geschichten; vom Brotlaib in den Pranken des Rathaus-Löwen war schon die Rede; an der Stadtkirche fand sich die Darstellung von Bergbauwerkzeugen; die Friedhofskirche, so erzählten die Alten, hätten einst die Bergleute durch allwöchendliche Spenden finanziert.
In der Zeit, da Füssel Goldkronach besuchte, hatte der Goldbergbau und auch der Bergbau auf andere Mineralien, auf Silber und Antimon, nur mehr wenig Bedeutung. Genau deshalb nutzte man selbst, wie eingangs angesprochen, Grundstücke in ungünstigen Lagen als Felder. 1800 heißt es in der “Beschreibung des Königlich Preußischen (...) Kirchspiels Goldkronach” “Man betete (...) lange in Kirchen für die Wiedereröffnung der alten ergiebigen Bergwerke am Fichtelgebirge; allein seit mehreren Jahren hörte dieses auf, die Betriebsamkeit den geizigen Bergen die verschlossenen Reichtümer abzugewinnen, nahm zu und bei dieser beharrlichen Thätigkeit kann man hoffen, daß der Bergbau eine immer glücklichere wendung nehmen werde.” Doch selbst durch das Wirken Alexander von Humboldts, auf das hier angespielt ist, gewannen die Montanaktivitäten kaum Umfang; lediglich 26 Bergleute wohnten 1800  im Pfarrsprengel von Goldkronach, 10 davon in der Stadt selbst (bei 842 Einwohnern).
Aber die Realität mochte bescheiden sein, die Vergangenheit strahlte. Die Historie, der Goldrausch des14. Jahrhunderts, bestimmte die örtliche Identität, das Eigen- und das Fremdbild. Wer in topographische Nachschlagewerke oder Reiseführer des 19. und 20. Jahrhunderts schaut, der stößt geradezu zwingend darauf. Und es fehlte bis 1925 nicht an immer neuen Versuchen der Goldgewinnung. Vor allem anderen aber hielt der ortsname die erinnerung wach; wer ihn hörte, wurde neugierig.
Allgemeines, allgemein Menschliches kommt hinzu. Dem Bergbau eignet etwas Geheimnisvolles, Bergwerke sind ein Faszinosum. Da vermengten sich, zumal in der frühen Neuzeit, das bergmännische Aufsuchen von Lagerstätten und die magische Schatzgräberei; nur der Geschickte konnte unter glücklichen Umständen den Schatz heben, den Geister oder gar der Teufel selbst hüteten. Als Füssel, um in der Grube das echo zu testen, kräftig pfiff, gebot ihm ein Bergmann “ unwillig (...), dies nicht mehr zu  thun; der Berggeist litte es nicht.”

     Die Venediger vor allem wußten, wie man vorzugehen hatte, und die Spezialisten waren baldsagenumwittert. Die metallurgische Werkstätte unterschied sich nicht vom Alchimistenlabor; die Grenzen zwischen Wissenschaft und  Supersituation waren fließend.
     Und bis heute ist es doch so: Welcher Mensch wollte nicht Wundersames auffinden, das die Erde birgt, ob es nun Bodenschätze, verborgene Kostbarkeiten oder, in unseren Tagen, vorgeschichtliche Spu
ren sind?
Goldbergbau, ein faszinierendes, ein geheimnisumwittertes, ein für örtliche Indentität bedeutsames Gewerbe. Eine Reihe guter Gründe, weshalb es gut ist, daß das erneuerte Museum nicht ein ortsgeschichtliches Allerlei zeigt, sondern das porträtiert, was kennzeichnend ist für den Ort und was überörtlich wahrgenommen wird.
    

     Im Jahr 1800 publizierte der Erlanger Jurastudent Johann Georg Dürrschmidt, Sohn des Drahtfabrikanten in Goldmühl, die erste Stadtgeschichte von Goldkronach. Darin schrieb er seinen Landsleuten einen bestimmten Charakterzug zu. “Man sagt, daß manche Kronacher wegen der Lebhaftigkeit ihres Temperaments sehr geneigt wären, in ihren Erzählungen nicht immer die Mittelstraße zu halten, sondern auf Extreme zu fallen.” Die Leute ringsum hätten eine Redensart: “dasß sie zu einem, der etwas übertreibt, im Spaß zu sagen pflegen: Du bist ja von Kronach.”
     Wenn das Übertreiben den Goldkronachern im Blut liegt - haben die Goldkronacher dann vielleicht auch mit dem Museum übertrieben? Gerade in der Zeit leerer öffentlicher Kassen drängt sich schon die Frage auf, ob sie mit dem hier getriebenen Aufwand nicht, auf Extreme gefallen sind?
nein, die Stadt hat überlegt gehandelt.

Wir haben in Oberfranken an die 200 Museen, fast durchweg liebevoll zusammengetragen und gepflegt.
Die Mehrzahl dieser Museen, freilich sind Klein- und Kleinstmuseen, ehrenamtlich geschaffen,
ehrenamtlich betreut, zuweilen auf achtbarem fachlichem Niveau, meist aber durchaus verbesserungsbedürftig. Zu selten wird danach gefragt, ob es dieses Museum braucht, ob es noch ein Heimatmuseum braucht, zu oft verpuffen gute Ansätze, weil das Interesse erlahmt, das Interesse der Macher ebenso wie das Interesse der Besucher. Doch dem ungeachtet rollte gerade in den letzten  Jahren, Krise hin, Krise her, eine Gründungswelle übers Land; Heimatmuseen entstehen, besser sollte man sagen: Heinwehmuseen, bestimmt von der Sehnsucht der vergangenen, ruhigen, überschaubaren Welt von früher - geprägt von Heimweh nach einer vermeintlichen Vergangenheit, die es in Wahrheit doch nie so gab.
Dabei sollte die Entwicklung in eine andere Richtung gehen: Wir brauchen in Oberfranken nicht mehr Museen, wir brauchen bessere Museen. Und zu diesen besseren Museen zählt fraglos das  “Goldbergbaumuseum”, das wir heute eröffnen, zumindest hat es das Potenzial, sich unter die besseren Museen einzureihen.
 

     Die Stadt Goldkronach hat sich mit dem Goldbergbau-Muesum einen dauerhaften Wert geschaffen. Das ist der Grund zur Freude, und die Glückwünsche, die Sie, sehr geehrter Herr Bürgermeister Hoppert, als Repräsentant der Bürgerschaft    und als wichtiger Urheber des Projektes heute empfangen, diese namens des Bezirkes Oberfranken und im Auftrag des Herrn  Bezirkstagspräsidenten Dr. Denzler, der hier durch Herrn Bezirksrat Dr. Käß vertreten wird, und ich beglückwünsche die Stadt auch persönlich, als Bezirksheimatpfleger und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft oberfränkischer Museen.
 Liebe Bürgerinnen und Bürger von Goldkronach!
Freuen Sie sich über ihr Museum!
Aber freuen Sie sich nicht zu früh. Wer glaubt, heute, da das Museum eröffnet werde, da sei die Arbeit beendet, der irrt. Im Gegenteil fängt die Arbeit erst richtig an.
Die Stadt hat sich mit diesem Museum einen Wert geschaffen, wofür in erster Linie Frau Dr. Burger-Segl zu danken ist; mit ihr hatte die Stadt eine Museologin von Rang zur Seite.
Ein Wert ist geschaffen, nun gilt es, diesen Wert zu erhalten und ihn eigentlich erst in Wert zu setzen.
Wuchern Sie mit ihrem Pfund!
Werben Sie darum, daß das Museum besucht wird, und machen Sie es den Besuchern so einfach wie möglich, das Museum zu finden und ins Museum Einlaß zu finden.
Achten Sie darauf, daß das Museum besuchenswert bleibt, daß es seinen Wert behält. Entwickeln Sie die Sammlung weiter, veranstalten Sie Sonderausstellungen, und passen Sie die Dauerausstellung neuen Erkenntnissen und neuen Möglichkeiten an. Aber bewahren Sie dabei Augenmaß. Ich habe es leider oft,allzu oft gesehen, daß eine Dauerausstellung, wenn erst einmal die Kontrolle durch den Fachmann fehlt, zum Spielfeld selbsternannter Experten wird, daß beliebig Stücke hinzugestellt und Wände mit Kopien zugepflastert werden. Das Museum wird sich immer wieder ändern müssen, aber halten Sie dabei das  heute erreichte Niveau, im Inhaltlichen wie im Formalen.
In der Geschichte des hiesigen Bergbaus hat man immer wieder auswärtige Fachleute hergeholt und örtliche Kräfte eingesetzt. Holen Sie sich fachlichen Rat, für das Inhaltliche (also in geologischen und historischen Fragen) und für das Äußerliche (in musealen und pädagogischen Dingen ). Aber bewahren  und fördern Sie auch das freiwillige Engagement von - fachlich gesehen - “Laien”. Unsere Museen, auch die großen, wären nicht lebensfähig ohne Ehrenamt, aber sie brauchen unverzichtbar dieFachwissenschaft. Es kommt, wie so oft im Leben, auf die richtige Balance zwischen beiden an. Erfüllen Sie Ihr Museum mit Leben. Unser Johann Michael Füssel und seine Schüler besahen die Mineraliensammlung des Oberbergsekretärs, aber das war nur ein Programmpunkt. Sie erlebten ein Bergwerk in natura, sie genossen die Landschaft , und sie alberten in der ungewohnten Bergmannskluft herum - “wir hätten alle vor Lachen zerplatzen mögen”, schreibt er. Musealer oder historischer Purismus ist - und das sage ich bewußt als Historiker - unangebracht, das Museum darf nicht ein bloßer Tempel der geistigen Beschäftigung sein. Sprechen Sie den Verstand an, aber nicht nur den Verstand, sondern alle Sinne. Dies ist im Museum glücklicherweise schon gelungen; Man kann die Enge der Stollen und die Stimmung unter Tage ein wenig nachempfinden. Aber gerade Goldkronach bietet die Chance, daß man sich nicht allein auf Inszenierungen verlassen muß dank der Besucherbergwerke. Und auch das  Goldwaschen paßt dazu, wenngleich es wenig mit der historischen Wirklichkeit vor Ort zu tun hat. Was soll`s! Ein Museum ist kein Ort für Leichenbittermienen. Bloßer Fun andererseits genügt auch nicht.
Schnüren Sie Programmpakete -  wie sagte Füssel? - !Kopf, Herz und Gesundheit”.
Lassen Sie das Museum nicht an der Museumstür enden. Machen Sie Ihr neues Museum zum Ausgangspunkt für eine Kulturelle Erkundung des Ortes und seiner Umgebung. Machen Sie es zu einem Kristallisationspunkt für die Kulturarbeit des Orts. Machen Sie es zu einem Ansatzpunkt für die wissenschaftliche Erforschung des regionalen Bergbaus.
Knüpfen Sie Netzwerke. Nichts schadet mehr als örtlicher Eigensinn, als Eifersüchtelereien. Suchen Sie den Kontakt mit Museen der Region, schließen Sie Verbündete
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