Noch schlummert Gold im Gestein
Von Michael Götz
Weil das Gold äußerst schwer aus den hiesigen Quarzen und schiefern zu gewinnen ist, so war den verschiedenen Sachverständigen aus Sachsen, Schlesien und anderen Orten, die im Laufe der Jahrhunderte hierzu herangezogen wurden, nicht möglich, einen lohnenden Betrieb einzurichten. Selbst einen Alexander von Humboldt gelang es nicht, weil er zu kurze Zeit hier lebte. Unter der Preußische Regierung die mittel zu einem neuen Schacht verweigerte. Unter der Bayrischen Regierung wurde 1828 der Bergbau aufs neue in Angriff genommen. Als 1851 das Pochwerk nebst Schmelzhütte und 1856 das Bergamtsgebäude erbaut, sowie das Bergamt Wunsiedel nach Brandholz verlegt wurden, glaubte man, die guten Tage der alten Zeit würden zurückkehren. Hatte doch der Bergmeister Hahn auf einem Jahrestage geäußert: „Heute sind unser 70 Mann, nächstes Jahr werden es 140 sein“
Da aber die gold- und silberhaltigen Erze im Jahre 1856 nur 4375 ½
Gulden einbrachten, stellte man deren Gewinnung ein, setzte aber den Abbau auf Antimon fort. Davon wurden 1857/58 noch 474 Zentner gewonnen. Nun verkaufte der Staat die Gruben an einen Unternehmer, der aber ebenfalls schlechte Geschäfte machte. Der Steiger Röder nebst den jüngeren Bergleuten wurde 1860 nach Erbendorf versetzt. Pochwerk und Bergamtsgebäude, die etwa 80 000 Gulden zu bauen gekostet hatten, wurden um einen Spottpreis verkauft.
Vor etwa 40 Jahren nahm Direktor Heer sen. Aus Sachsen-Meiningen den Betrieb wieder auf. Außer verschiedenen Schürfversuchen wurden die „Siberne Rose“ und der „Jakobi-Schacht“ frisch ausgezimmert. Als man diesen eine Strecke vorgetrieben hatte, brach 1914 der Krieg aus. Die Eingänge der Gruben wurden nun verbaut und erst nach Kriegsende wieder geöffnet. Bei der großen Arbeitslosigkeit war damals die Wiederaufnahme des Bergbaues eine dringende Notwendigkeit. Weil der Staat eine Beteiligung ablehnte, konnten die Unternehmer den Betrieb nicht weiterführen.
Zur Beschaffung der Geldmittel wurde 1920 unter dem Namen „Fichtelgold“ eine Aktiengesellschaft gegründet, an der sich der Kreis Oberfranken und die Stadt Bayreuth beteiligten. Nachdem der „Schmidtenstollen“ und die „Silberne Rose“ bis vor Ort gesäubert und mit Geleisen versehen waren, lies man diese Gruben liegen, und beschloss die Anlage eines neuen 200m tiefen Schachtes. Dessen Bau wurde einer Spezialfirma aus Kupferdreh übertragen. Die Vorarbeiten, wie Anlegung einer ebenen Fläche für den Förderturm und die Werks-Gebäude, Hinaufschaffen der Maschinen, waren anfangs 1921 beendigt. Der erste Spatenstich erfolgte am 7. April, am 12. April fand die Taufe des Schachtes statt, der zu Ehren des Hauptaktionärs „Ludwig Wittmann“ genannt wurde.
Als am 31. März 1922 der Schacht die Tiefe erreicht, musste man auch eine Aufbereitungsanlage bauen, die erst am 26.06. 1923 in Betrieb gesetzt werden konnte. Zwei Tage später fand eine großartige Feier statt, wozu sich 17 Landtagsabgeordnete, 13 Stadträte von Bayreuth, die Bürgermeister der benachbarten Städte und Ortschaften nebst zahlreichen Vertretern der Presse eingefunden hatten. Nun glaubt man, das Ziel einer dauernden Goldgewinnung erreicht zu haben. Aber die Aufbereitungsanstalten erfüllten die gehegten Erwartungen nicht. Bald musste ein neuer Umbau erfolgen. Auch dieser erwies sich als Fehlschlag. Zu einem nochmaligen Umbau fand sich kein Geldgeber bereit.
Der Betrieb musste daher am 13. Juni 1925 eingestellt werden. Damit verloren etwa 70 Arbeiter und Angestellte ihre Beschäftigung.
Auch zwei schöne Felder liegen nun völlig wertlos da, über ihnen türmen sich die wertlosen Gesteinsmassen.
Der Betriebsleiter Brüll, der sich als Fachmann ausgab, war wohl einige Zeit in südafrikanischen Goldgruben tätig gewesen, aber als Betriebsleiter fehlten ihm die nötigen Eigenschaften. Durch seine unzweckmäßigen Anordnungen wurden sämtliche Bauten verzögert und verteuert. So wurden von ihm 15 Tonnen ausgesuchter Quarz an das Grusonwerk nach Magdeburg-Buckau geschickt, damit dieses nach dem Erz die passende Aufbereitungsanlage errichten sollte. Dabei wurde nicht bedacht, dass der Goldgehalt im hellgrünen Schiefer noch höher ist als im Quarz. Die Ergebnisse nach diesem Verfahren waren daher so schlecht, dass nur etwa der dritte Teil des Goldgehaltes gewonnen werden konnte. Eine besondere Vorliebe hatte der genannte Betriebsleiter für Sonntagsarbeiten, für die 50 Prozent Lohnzuschlag bezahlt werden musste. Am liebsten hätte er afrikanische Neger eingestellt, weil diese Sprünge machten, wenn ihnen mit der Schippe gedroht wurde. Der Mann ist auch wieder nach Afrika zurückgekehrt und dort bald verunglückt
Aus: Heimatbote 3/1949
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