30 Jahre Schmutzlerhütte
Der Journalist Klaus Gottfried schrieb am 23.Mai 1987 im Nordbayrischen Kurier folgendes: Eine Stadt poliert ihre Bergbaugescvhichte auf
Im Mittelalter war Goldkronach ergiebigster Fundort von Gold “in ganz Teutschland”-Stollen der Schmutzlerzeche auf 35 Metern begehbar. Wie der Name der Stadt Wolfburg mit dem Volkswagen eng verknüpft ist, der von Bremen mit den Bremer Stadtmusikanten oder der von Bielefeld mit dem Leinweber, so gibt es einen Ort in der näheren Umgebung Bayreuths, der an sehr viel Edleres als an Autos, Musikanten oder Linnen erinnert; gemeint sind Goldkronach und das Gold, Allerdings “Goldkronach und Gold, das ist die Geschichte, von der bestenfalls noch etwas in der Erinnerung und in dem einen oder anderen Fachbuch übriggeblieben ist. Denn immerhin wurden die Grubengänge schon im frühen Mittelalter entdeckt, und der Höhepunkt der Goldsuche hat sich schon um das Jahr 1400 abgespielt. Heute ist der Bergbau für Goldkronach abgehakt, nur Fremdenverkehrsmäßig läßt er sich noch ausbeuten. Und in erster Linie dem Fremdenverkehr dient auch der Schmutzlerstollen, der vor zwei Jahren begehbar gemacht wurde. Morgen Vormittag weiht der Goldkronacher Fremdenverkehrsverein eine Unterstellhütte in Stollennähe ein.
Namen von Stollen, Zechen , von Gängen und Gruben, die für den Goldkronacher Bergbau einstmals bedeutungsvoll waren, gibt es in dermaligen großer Anzahl, daß man ein Buch mit ihnen füllen könnte. Und ähnlich sieht es mit den Erzen aus, die damals gefunden wurden; Wolframit, Arsenkies, Pyrit, Magnetkies, Zinkblende, Antimonit, Bleiglanz, Bleisulfantimonite, Kupferkies und gediegenes Gold, das sind nur einige der Namen, die für den Bergbau bei Goldkronach, speziell bei Brandholz, stehen. Zahlreiche Schurflöcher, Halden, mehr oder weniger verfallene Stollen und Schächte lassen teilweise noch heute an der Tagesoberfläche die wichtgsten Gangzüge und Fundpunkte des Goldkronacher Bergbaus erkennen. Einer dieser Gänge ist der Name Gottes Gang, der schon um das Jahr 1400 in der Literatur erwähnt wird und in Zusammenhang mit ihm die Schmutzler Zeche, der sich der Goldkronacher Fremdenverkehrsverein zumindest mit einem kleinen Bruchstück angenommen hat. Denn ein Stollen dieses Goldbergwerks Schmutzlerzeche ist wieder begehbar: auf 35 Meter Länge. Immerhin sind es rund 60 Jahre gewesen, daß dieser Stollen - wie mit ihm heute noch sehr viele andere - verschüttet lag und mit Wasser angefüllt war, nähmlich seit den Konkurs der Bergbau-Aktiengesellschaft Fichtelgold . Unter den bergbaulichen Gründungen der Nachkriegszeit (gemeint ist der erste Weltkrieg) hat dieser Versuch zur Wiederaufnahme des Antimon- und Goldbergbaus bei Brandholz und Goldkronach durch die Firma Fichtelgold für beträchtliches Aufsehen und ebenfalls großes Interesse gesorgt. Antimonist ein dem Arsen verwandttes Erz). Doch trotz beträchtlicher Aufschlußarbeiten war der Fichtelgold AG letztlich doch kein Erfolg beschieden: 1925 geriet die Gesellschaft in Konkurs; die Betriebe mußten stillgelegt und ihrem Schicksal überlassen werden. So auch die Schmutzlerzeche. Endgültig wurde unter den Goldbergbau in und um Goldkronach ein Schlußstrich gezogen. Die Grubenleitung verschwand 1925 ebenso aus Brandholz wie der kleine Ort Goldmühl, der während der verflossenen Betriebsperiode als Bahnstation an der Nebenstrecke Neuenmarkt-Wirsberg Bischofsgrün diente seine Bedeutung für den Grubenbetrieb verlor. Wer heute von Goldkronach und seinem Goldbergbau spricht, der muß wissen, daß die allerersten Anfänge bis in die Mitte des sechsten Jahrhunderts zurückreichen. Damals nämlich schon war man auf die Goldseifen (Seifen sind lockere Ablagerungen, in denen sich auswaschbare Mineralien in diesem Falle Gold, befindet) im Weißmaintal, oberhalb von Bad-Berneck aufmerksam geworden. Spuren dieser Seifenwerke sollen noch im 17. Jahrhundertdort zu sehen gewesen sein. Später, in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts, konnte man beim Bau der Bahn noch Reste dieser alten Wäschereien feststellen. Als die Seifen erschöpft waren, wanderten unsere VorfahrenFlußaufwärts und Entdeckten schließlich nach langen vergeblichen Schürfen im oberen Weißmaintal und am Seilaubach die hauptsächlichen Goldlagerstätten im Zoppatental. Man nimmt an, daß sich dies schon um 950 nach Christus abgespielt hat, weil Otto I. fränkische Bergleute, die damals als bergbaukundig in ganz Deutschland bekannt waren, für die Bergwerke am Rammelsberg (Harz) holte. Lebhaft entwickelt haben sich die Arbeiten in den Gängen aber wohl doch erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts. Heute geht man davon aus, daß die Bergleute damals schon bald über den Verlauf desHauptganges und des Name Gottes Ganges, in dessen Südlicher Fortsetzung sich auch die Schmutzler Zeche befand, orientiert waren. Nämlich schon um 1400 wird der Rautenkranzer Stollen, der sich auf den Name Gottes Gang befindet genannt. Der Grubenbau nahm schon bald einen für damalige Zeiten erheblichen Umfang an; 500 Bergleute sollen zu jener Zeit in Goldkronach Arbeit gefunden haben, eine überaus stattliche Zahl. Goldkronach, das zur Zeit der ersten Grubenöffnungeb aus nicht mehr als drei Höfen bestand, blühte rasch auf und bekan durch Markgraf Friedrich V. schon 1365 die sogenannte “Bergfreiheit” wie auch das Stadtrecht verliehen. Die Erträge dieser Blüheperiode müssen sehr üppig gewesen sein : in einem Zentner Schliche (Konzentrat) kamen Goldgehalte von 100 Gramm und mehr vor. Angeblich wurden damals wöchentlich bis zu 2400 Rheinische Gulden (neun Kilo Gold) gewonnen. Andere Quellen sprechen von weniger, aber immerhin auch von einem wöchentlichen Ertrag zwischen 1200 und 1600 Rheinische Gulden. “Um das Jahr 1400”, heißt es in einer Quelle, “ist in den dortigen Bergwerken mehr Gold und Silber, ohne die übrigen Metalle, gefunden worden als in allen Orten Teutschlands” Über die Art der Gewinnung ist allerdings nichts bekannt: auf jeden Fall aber hat man geklaubt, von hand zerkleinert und gewaschen. Doch die Situation blieb für den Goldkronacher Goldbergbau nicht so über aller Maßen rosig, wie in der Blütezeit zwischen 1350 und 1450. Den ersten schweren Stoß erlitt der Bergbau wohl durch die Hussitenkriege 1417 bis 1434, erholte sich aber bis Ende des 15.Jahrhunderts und wurde auch mit kurzen Unterbrechungen trotz der Kriege im 16. Jahrhundert bis Anfang des 17. Jahrhunderts fortgeführt - mit wechselndem Erfolg. Erst der 30 Jährige krieg machte einen längeren Schlußstrich. Seine ursprüngliche Bedeutung bekam der Bergbau allerdings nie mehr zurück. Unterlagen und Quellen darüber, wie und für wen der Bergbau in dieser periode betrieben wurde, fehlen fast ganz. Im allgemeinen betrieben die Markgrafen von Brandenburg- Bayreuth die Zechen, teils auf eigene Kosten, teils mit Hilfe von sogenannten “Zwangsgewerkschaften” - immer in der Hoffnung, durch eine plötzliche reiche Ausbeute ihre durch die Kriege zerrütteten Finanzen aufzubessern zu können. Allerdings wurden die Gruben um Goldkronach und Brandholz zeitweise auch an private oder fürstliche Gewerkschaften verliehen mit der Verpflichtung, den “Zehnten” abzuliefern Dem Hauptgang galt nach wie vor das größte Interesse der damaligen Betriebe: allerdings ging man jetzt nach und nach dazu über, sich auch den Name Gottes Gang und dem Schmutzler Stollen zu widmen. Auf auf dem Täschelzug, an der Grasleiten und am Schlegelberg wurde gearbeitet. Die Aufbereitung änderte sich mit der Zeit. Man baute neue Pochwerke, auch Stampfmühlen oder Goldmühlen genannt, mit denen die Erze zerkleinert wurden. Das geschah am Weißen Main, dort, wo später der Ort Goldmühl entstand. Schon 1594 wurde bei Toppaten ein solches Pochwerk und 1590 bei Goldkronach eine Schmelzhütte erbaut. Die Belegschaft scheint allerdings zu dieser Zeit schon ziemlich zurückgegangen zu sein: 14 Häuer , sechs Knechte und vier Jungen sollen 1583 in Goldkronach noch gearbeitet haben. Und sechs Jahre später waren es nur noch 13 Häuer, vier Wasserknechte, drei Haspelknechte, vier Jungen und zwei Scheibentreter. Über den Ertrag aus jener Zeit liegen widersprüchliche Angaben vor; wahrscheinlich war er nur noch so gering, daß der Abbau ein Draufzahlgeschäft wurde. Schon 1486 hieß es in einer Quelle, daß “des Bergmanns goldene Zeit vorüber” sei. Die Ursache für den Niedergang liegen wohl in den kriegsbedingten Wirren, mehr aber noch in der nicht sachgemäßen Leitung der Betriebe. Von den Schlägen, die der Goldkronacher Bergbau im 30jährigen Krieg erlitten hatte, erholte er sich nur mehr langsam. 1662 wurde eine Bergbaugesellschaft gegründet, die alle Bayreuther Bergwerke umfaßte, mit der Folge, daß der Schmutzler auch wieder eröffnet wurde. Außerdem entstand bei Escherlich eine neue Schmelzhütte. 1685 stieg die Ausbeute im Brandholzer Grubenrevier wieder und vor lauter Freude ließ der Markgraf einen Doppeldukaten prägen mit der Aufschrift “Aurifodina Goldkronacens” Doch dieses Hoch war nicht von Dauer. Als 1806 die Franzosen das Fürstentum Bayreuth besetzten, schenkten die französischen Behörden dem Goldkronacher Bergbau nur wenig Interesse. 1828 nahm der Bayrische Staat den Betrieb wieder auf, 1907 fand sich eine neue Gewerkschaft zusammen, die den Bergbau mit modernen Mitteln wieder in Gang zu bringen gedachten. Diese Gewerkschaft ging dann in die eingangs genannte Bergbau AG Fichtelgold über. Die ersten Proben ergaben 35,4 Gramm Gold und 22 Gramm Silber je Tonne Roherz. Wohl weil man für die Aufschlußarbeiten viel Kapital benötigte, sparte man nicht mit günstigen Prognosen: Die Fichtelgold-Aktien wurden fast über Nacht zu einem gefragten Spekulationsobjekt. Letztlich allerdings scheint es doch am richtigen Eisatz der Mittel gefehlt zu haben. Im Sommer 1925 geriet das Bankhaus Wittmann, das die Finanzierung der Fichtelgold AG übernommen hatte, ins Trudeln. Die Folge: Fichtelgold Aktien verloren rapide an Wert, der Zusammenbruch war kaum noch aufzuhalten, zumal es auch nicht gelang, ein Käuferkonsortium für das Bergbauunternehmen zu finden. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges tat sich so gut wie nichts mehr. Und der Schmutzlerstollen selbst blieb sogar seit den 20er Jahren so gut wie unberührt. Die Begriffe “Goldkronach”und “Bergbau” gehörten nicht mehr zusammen, waren bestenfalls noch ein Stück Erinnerung. Sie blieben solange in Erinnerung, bis 1981 mit Mitteln des Naturparkes Fichtelgebirge für rund 16000 Mark der Eingang (Mundloch) des Stollens neu gefaßt und eine Tür angebracht wurde. Vier Jahre später, 1985 sorgte der Goldkronacher Fremdenverkehrsverein dann dafür, daß der bis dahin unter Wasser stehende Stollen entwässert und auf eine Länge von 35 Meter für Besucher begehbar wurde. Und am morgigen Sonntag schließlich wird eine Unterstellhütte eingeweiht die der Fremdenverkehrsverein Goldkronach mit öffentlichen Mitteln erbauen ließ. klg.
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