Das ober fränkische Goldkronach war bereits im frühen Mittelalter als Fundort des edlen Metalls bekannt. Ein Bericht von Hans-Joachim Wiesner
Wer heute das Städtchen Goldkronach im Naturpark Fichtelgebirge besucht, wird feststellen, daß er auf Schritt und Tritt mit dem Thema ”Gold”€ konfrontiert wird. Das örtliche Heimatmuseum zeig t von vergangenen “goldene n Zeiten”€, ebenso bietet sich die Möglichkeit, das ehemalige Goldbergwerk “Schmutzler-Zeche”€ zu besichtigen. Wer sich auf die Spuren des einstigen Bergbaureviers begeben möchte, erforscht auf Schusters Rappen die Gegend. Der gut ausgeschilderte , etwa 12 Kilometer lange “Humboldtweg”€ führt durch historisches Gebiet zu 42 sichtbaren Bergbaurelikten. Günther Wein, Initiatotor des”Humboldtweges”€ ist nicht nur Gründungsmitglied des Heimatmuseums, er hat in seinem Keller auch eine beachtliche private Sammlung zum Goldbergbau in Goldkronach zusammengetragen und weiß einiges aus der Geschichte des Goldbergaus zu berichten. Wenn man einer Notitz des Mönches Otfriedes von Weißenburg (Elsass) Glauben schenkt, so soll bereits zu Zeiten Ludwig des Deutschen, also um 843 bis 876, im Fichtelgebirge Gold gewonnen worden sein. Goldkronach, das vor seiner Stadterhebung im Jahre 1365 die Namen Cronach oder Crana trug, trat laut ersten Aufzeichnungen im 8. Jahrhundert in die Geschichte ein. Es handelte sich dabei um eibe Siedlung der Sorben, die von Böhmen aus ins Tal des Bächleins Kronach zogen. Ob allerdings auch die Anfänge des Bergbaus in Goldkronach damit in Zusammenhang gebracht werden können, ist ebenso nicht Eindeutig feststellbar, wie die Erzgewinnung im Fichtelgebirge. In Goldkronach erlebt der Goldbergbau ab 1323 seine erste große Blüte. Gefördert wurde dieses Unterfangen durch Friedrich IV., Burggraf von Nürnberg, der durch die Vermählung mit der Gräfin von Orlamünde, in den Besitz dieser Gegend gelangte. Von ihm, aber insbesondere von seinem Sohn Friedrich V. ist bekannt, dass das rege Interesse am Bergbau zur Füllung ihrer meist leeren Kassen diente. Unter der Leitung von Hans von Watzmannsdorf, dem ersten Bergmeister, entstand 1363 das erste richtige Goldbergwerk. Im gleichen Jahr wurde dem Ort durch Kaiser Karl IV. die Bergfreiheit verliehen, da durch den Bergbau neue Rechtsprobleme entstanden waren. Nur zwei Jahre nach dem kaiserlichen Privileg verlieh Burggraf Friedrich V. am Sankt Michaelstag, der 29. September 1365, Goldkronach die Stadtgerechtigkeit. Dieser für den Ort glückliche Umstand verhalf dem Bergbau zu immer größerer Bedeutung. Die damit beginnende Hochblüte des Bergbaus dauerte bis 1430, wobei es sich als äßerst positiv auswirkte, dass im Jahre 1400 auch zum Untertagebau übergegangen wurde. In der Folgezeit machte Goldkronach Schweres durch und wurde zudem durch kriegerische Ereignisse erschüttert. So fielen 1430 die Hussiten in den Ort ein, der dabei vollkommen ausgeplündert und verwüstet wurde. Viele Einwohner wurden verjagt oder umgebracht. 32 Jahre später, der Ort hatte sich kaum erholt, hinterließen in dem Krieg des Markgrafen Albrecht Achilles dessen Feinde schreckliche Spuren. Gleiches geschah 1533, als Markgraf Albrecht Alcibiades auf der Verliererseite stand. Fast völlig in Asche gelegt wurde der Ort, als 1559 sowie 1613 große Feuersbrünste wüteten. Schwer geprüft wurden die Einwohner von Goldkronach, als 1633/34 die Pest 381 Menschen dahinraffte. Außerdem fielen 1634 die Kroaten in den Ort ein und plünderten letzte Habseligkeiten. Obwohl Goldkronach nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1648 ein ziemlich totes Bild bot, erholte sich der Ort allmählich, und schließlich kehrte auch wieder geordnetes Leben ein. Als 1792 in der napoleonischen Zeit die burggräflichen Lande preußisch wurden, hatte Goldkronach viel unter den durchziehenden Truppen zu leiden. Es war aber auch die Zeit, als unter Preußens Krone versucht wurde, den Bergbau wieder zu aktivieren. Kein geringerer als der später berühmt gewordene Gelehrte Alexander von Humboldt wurde als Oberbergmeister nach Goldkronach berufen, wo er bis auf kurze Unterbrechungen bis 1795 wirkte. Doch auch er vermochte den fortschreitenden Niedergang im Bergbau nicht aufhalten. Im Jahre 1808 wurde die Arbeiten in der Fürstenzeche wieder eingestellt. Zwei Jahre später, 1810, gingen die Fürstentümer Ansbach-Bayreuth an Bayern über, aber die Wiederbelebung des Bergbaus war anfangs kein Thema. Weitere 40 Jahre zogen ins Land, bis 1850 mit der Errichtung einer Schmelzhütte und eines Pochwerkes ein erneuter Förderversuch gestartet wurde. Und tatsächlich holte man ab dem Jahre 1851 Erz mit ziemlich guten Goldgehalt zu Tage. Bald stellte sich aber heraus, dass auch diese “goldenen Zeiten†nicht von langer Dauer sein sollten. Als die Ausbeute nicht mehr lukrativ erschien, wurden bereits 1864 die Arbeiten eingestellt und die Werke aufgelöst. Die dabei freigewordenen Gebäude und Beamtenwohnungen gingen kostengünstig an Privatpersonen über, unter denen auch die Grundstücke aufgeteilt wurden. In der Folgezeit verfielen Schächte und Stolleneingänge, nur die grasüberwucherten, mächtigen Schutthalden köndeten von der stolzen Vergangenheit eines der bedeutensten Bergbaureviere im Fichtelgebirge, wo einst zeitweilig bis zu 700 Bergleute ihr Auskommen fanden. Allerdings muß man bedenken, dass ein Kumpel, bei neunstündiger Tagesarbeitszeit, wöchentlich durchschnittlich ”magere”€ 15 Groschen verdiente. Noch kam hinzu: Ein Hauer im Berg erreichte ein Durchschnittsalter von nur 35 Jahren. Das ständige Einatmen von Quarzstaub und der Ruß der Rindertalg-Grubenlampen drückte die Lebenserwartung auf ein Minium. Es sollte noch zu einem Versuch kommen, den Goldkronacher Gruben zu neuen Leben zu verhelfen. In der Zeit der großen Arbeitslosigkeit nach dem ersten Weltkrieg, erfolgte die Gründung der ”Fichtelgold A.G.”, die in Jahre 1920 mit der öffnung einiger Schächte ihre Arbeiten aufnahm. Doch selbst größte Anstrengungen und finanzielle Investitionen wurden nicht vom erwünschten Erfolg gekrönt . Am 13. Juni 1925 wurde der Betrieb eingestellt, wobei rund 70 Grubenarbeiter ihren Arbeitsplatz verloren. Seither ist es ziemlich still geworden in den Wäldern um Goldkronach--dort wo einstmals die Hämmer der Bergleute klangen und die Hoffnung stets aufs Neue keimte, reiche “goldene Beute”€ zu machen
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